Manche sagen, man müsse sich in der Verwaltungsstation des Referendariats auf die Examensvorbereitung konzentrieren und deswegen nicht an die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften nach Speyer gehen. Nach dem ich meine Station in Speyer absolviert habe, kann ich sagen, dass der gegenteilige Rat einiges für sich hat.
Natürlich hat man angesichts des reichhaltigen Programms die Qual der Wahl. Man kann sich das Angebot aber so zuschneiden, dass es richtig viel für die Examensvorbereitung bringt.
Speziell die Rheinland-Pfälzer haben da noch einen Bonus in Gestalt des vorgeschaltenen Einführungsmonats, da die Verwaltungsstation in Rheinland-Pfalz vier Monate dauert, während ein Speyer-Semester bekanntlich nur drei Monate umfasst. Wir haben dann auch bereits die erste Pflichtklausur im Einführungsmonat absolvieren dürfen, was das Semester etwas entspannter aussehen lässt. Der Einführungslehrgang war eine Art landesrechtlicher Crashkurs in einer Kleingruppe mit hochrangigen Ausbildern.
Nach dem Einführungsmonat nahmen wir dann am regulären Vorlesungsbetrieb der Universität teil. Das Angebot ist reichhaltig – jeder Referendar muss für sich eine Auswahl treffen. Für die Referendare aus Rheinland-Pfalz sind mindestens 20 Semesterwochenstunden vorgeschrieben. Darunter muss sich ein Seminar und eine sog. Projekt-AG befinden. Mit dem Seminar kann man auch ein wenig wissenschaftliche Luft schnuppern. Pflichtbestandteil der Ausbildung ist die Landesübung, die sich für mich als Glücksfall herausstellte. Ich war in der Gruppe von Roland Kintz, seines Zeichens Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Neustadt, jetzt auch Honorarprofessor, von anderen Dozenten als „Meister Kintz“ apostrophiert. Allein die knapp 300 Seiten an Lehrmaterial sprechen für sich. Hinzu kommt noch sein Lehrbuch „Öffentliches Recht im Assessorexamen: Klausurtypen, wiederkehrende Probleme und Formulierungshilfen“. Und: Schon in der zweiten Sitzung kannte er uns alle ohne Namensschilder namentlich – und wir ihn auch ;-). Selbst wenn man nicht das Glück hat, in seiner Landesübung zu landen, bietet er die Veranstaltung „Die öffentlich-rechtliche Assessorklausur“ an. Da ist das Audimax immer wohlgefüllt. Richtig ans eingemachte Examensgeschäft ging es stets dann, wenn er aus seiner Prüfererfahrung heraus Tipps dazu gab, was man an welcher Stelle in der Klausur „gebetsmühlenartig“ abspulen muss.
Da es mir auf den Akzent der Examensvorbereitung ankam, habe ich u.a. folgende Veranstaltungen belegt:
- Übung im Zivil- und Strafrecht (Dr. Florian Metz, Richter am Amtsgericht, AG Rüsselsheim; Volker Wagner, Vors. Richter am LG Darmstadt; Dr. Peter Wahl, Richter am Amtsgericht, AG Rüsselsheim)
- Aktuelle Entwicklungen im Polizei- und Sicherheitsrecht (PD Dr. Margrit Seckelmann)
- Aktuelle Rechtsprechung zum Bau- und Planungsrecht (Prof. Dr. Jürgen Held, Vors. Richter am OVG Rheinland-Pfalz )
- Fallbearbeitung im Verwaltungsprozessrecht (Klaus Meier, Vizepräsident des Verwaltungsgerichts Koblenz)
Die Übung im Zivil- und Strafrecht gibt die Möglichkeit während der Verwaltungsstation gewissermaßen über den öffentlich-rechtlichen Tellerrand hinaus zu schauen. In der Veranstaltung haben wir Original-Examensklausuren besprochen und somit unser Wissen aus der Zivilstation vertiefen können. Für die Strafrechtsstation, die für die Referendare aus Rheinland-Pfalz erst anschließend ansteht, war es eine willkommene Vorbereitung.
Die Veranstaltung Polizeirecht ist mir dadurch besonders angenehm aufgefallen, dass die Dozentin einen integrativen Ansatz verfolgte, der einen intensiven Gedankenaustausch ermöglichte. Sie ging in einem Maße auf die Wünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, wie ich dies so vorher nicht erlebt hatte.
Die Veranstaltung Baurecht war im Grunde ein Crashkurs über das gesamte Baurecht und dies tief verwurzelt in der Rechtsprechungspraxis mit mehr als 400 Seiten Materialien. Besonders profitiert habe ich von den Erläuterungen zum Verhältnis von objektivem Recht und subjektiver Rechtsverletzung.
In der Veranstaltung „Fallbearbeitung im Verwaltungsprozessrecht“ wurde der gesamte Lebensweg eines Verfahrens anschaulich besprochen und in einer Verhandlungssimulation durchgespielt. Zur Besprechung der einzelnen Beispielsfälle simulierten wir verschiedene Parteirollen, was eine schöne Übung in Argumentation war.
Zur erwähnen ist noch der Campus, der zu einer angenehmen Studienatmosphäre führt. Vergessen werden soll auch nicht die reichhaltige Bibliothek mit ihren ca. 317.000 Bänden und mit ihrem hilfreichen und freundlichen Personal. Da kann man gut arbeiten. Ich war überrascht, wie intensiv man sich dort mit meinen jeweiligen Anliegen beschäftigt hat.
Soweit meine subjektiven Erfahrungen, die ich aber bei aller Vorsicht für generalisierungsfähig halte. Man kann also Goethe Recht geben (siehe die Überschrift).
Und last but not least: Man ist in Speyer immer in guter Gesellschaft.
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