Wer sich mit dem Gedanken trägt, eine Promotion zu verfassen, ist gut beraten, sich vorab möglichst umfassend zu informieren. Das ist leichter gesagt als getan. Denn selbst wenn man Personen kennt, die bereits promovieren oder promoviert haben, so handelt es sich doch um individuelle Erfahrungen und Eindrücke, die sich nicht ohne weiteres generalisieren lassen. Diese Lücke schließt das Buch „Die juristische Dissertation“ von Dr. Daria Bayer und Dr. Jan-Robert Schmidt.
Das Buch gewinnt dadurch einen einzigartigen Charakter, dass zwei Umfragen durchgeführt wurden:
- Eine erste Umfrage, die sich an aktuell Promovierende der Rechtswissenschaft in ganz Deutschland gerichtet hatte. An dieser Umfrage haben sich mehr als 300 Promovierende von mehr als 15 juristischen Fakultäten beteiligt.
- Eine zweite Umfrage, die sich an Personen gerichtet hatte, die ihre rechtswissenschaftliche Promotion bereits erforderlich hinter such gebracht haben. An dieser Umfrage haben sich mehr als 600 Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, Unternehmensjuristinnen und Unternehmensjuristen, Anwälte und Anwältinnen sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus ganz Deutschland beteiligt.
Somit repräsentiert das Buch nicht nur die individuelle Perspektive von Bayer und Schmidt, sondern ersetzt gewissermaßen das Gespräch mit mehr als 900 Juristinnen und Juristen. Auffallend ist, dass die wörtlichen Zitate keinem Urheber zugeschrieben werden. Der Gedanke ist vermutlich, dass man Anonymität gewährleisten wollte. Bei zahlreichen Aussagen wären die Urheber sicherlich auch nicht mit einer Namensnennung einverstanden gewesen. Hätte man hier aber – und sei es aus dem genannten Grund auch nur teilweise – mit Namensnennung gearbeitet, hätte sich vielleicht auch Gelegenheit zu einem persönlichen Austausch ergeben können.
Aus eigener Erfahrung kann ich einbringen, dass das Kapitel zum Thema „Stipendium“ durch individuelle Stimmen ehemaliger Stipendiatinnen und Stipendiaten eine Aufwertung hätte erfahren können. Denn gerade hier kann ein objektiver Bericht zu den Rahmenbedingungen eines Promotionsstipendiums einen persönlichen Erfahrungsbericht keinesfalls ersetzen.
Das Buch ist insgesamt sehr kompakt gehalten, sodass die Lektüre nur ein überschaubares Maß an Zeit erfordert. Manche Podcasts dauern länger ;-).
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